Pressemitteilung Platincoin
Betrugsmasche im Schatten des Bitcoin?
18.02.2018 Siegen. Nach dem Besuch einer Werbeveranstaltung zu “Platincoin” in der Siegerlandhalle vermuten Mitglieder des Chaos Siegen Betrugsversuche unter dem Deckmantelvon Bitcoin und “dem schnellen Geld” in unserer Stadt. Die Vortragenden versprachen “Partnern” hohe Renditen, schnelle finanzielle Erfolge und persönliche Entfaltung mit dem Kauf unfertiger Produktideen. Möglichst bald sollten Interessierte die angekündigten Pakete erwerben, anschließend ihre Bekannten zu Folgekäufen überzeugen um davon Provision einzustreichen. Wir glauben, dass dies Bullshit ist und sind besorgt, dass nächste Woche am selben Ort die Veranstaltung wiederholt wird.
Mediales Echo
Siegener Zeitung vom 03.03.2018
Hintergrund
Status
Am 3.3. gibt es wieder einen Business-Event in der Siegerlandhalle. Was tun? Finanzamt wird nur bei Einkommenssteuerdelikten tätig, die Polizei braucht Beweise (0271 70990) und die Verbraucherzentrale schlägt Kontaktaufnahme mit dem WDR vor.
Anmerkungen zum Inhalt
Es handelt sich im Folgenden um die eigene Meinung und die Wahrnehmung von einigen Besuchern der Platincoin-Veranstaltung am 17. Februar 2018 in Siegen.
Wann?
17. Februar, 19 Uhr bis 22 Uhr. Angesetzt war eine Std.
Wo?
Spandauer Saal der Siegerlandhalle kleiner Saal für ca 70 Personen bestuhlt Alles möglichst einfach gehalten Es gab draußen einen roten Teppich und Türsteher
Klientel?
50-60 Besucher überwiegend junge Leute (Hemd, gegeelte Haare) etwa 20 Prozent ältere Menschen (40+)
Veranstaltungsstruktur
Per Flyer wurde der Abend in 60 Minuten Vortrag und 60 Minuten “Offene Runde” angekündigt. Die Vortragsstruktur war dann doch eine etwas andere. Von 19 Uhr bis 21:15 sprachen zwei Redner. Anschließend waren wenige Fragen gestattet.
Wie haben wir die Veranstaltung wahrgenommen?
Unter Betrachtung des hier präsentierten Geschäftsmodells stellt sich die Frage, wie sich dieses Konzept des Multilevel-Marketings von Schneeballsystemen, wie sie in Deutschland verboten sind, unterscheidet. Technologisch scheint der Vergleich mit funktionierenden Kryptowährungen, etwa Bitcoin, nicht haltbar zu sein. Die auf der Platincoin-Website beschriebenen Funktionen der Währung widersprechen teilweise den in der Veranstaltung beworbenen Funktionen. So wird in der Veranstaltung betont, dass man nicht auf die energieintensive Technologie des Proof-of-Work setzt, sondern nur auf Proof-of-Stake setzt. Auf der Website wird hingegen von einer Kombination der beiden Technologien gesprochen Ebenfalls stellt sich das Whitepaper, welches die Arbeitsweise und Funktion der Währung wissenschaftlich erläutern soll, als schlecht zusammenkopierter Werbetext heraus.
Notizen
wenig Inhalt, dabei viel Fassade (es werden Instinkte und Wünsche getriggert, d.h. Geld und Lifestyle) die Personen auf der Bühne haben sich nicht sehr viel Mühe gegeben, eine große Backstory mit großer Motivation aufzuspannen insgesamt sehr bescheidenes Auftreten (abgesehen von der Erwähnung des Reichtums, den Privatjets im Hintergrund auf einer Landebahn, der Party in einem fetten Hotel in Dubai, dem Champagner auf der Bühne, …) “schmieriges Hinterzimmertreffen” sexistische Äußerungen (sinngemäß: Frauen sind teuer) Die Veranstalter sagen offen, dass sie keine Ahnung von Blockchain haben, und sie sagen das jeder
mitmachen kann. Man muss nichts besonders können. Viele Fragen ans Publikum, Ermunterung zum Klatschen, am Anfang wenig Reaktion, im Laufe der Veranstaltung immer mehr. Zeigen von Motivationsfilmen von Youtube. Weiß das die Gema?
Was ist das Konzept dahinter?
Es werden Pakete verkauft ohne erkennbaren Gegenwert Viel Wert wird auf die Bildung einer Community gelegt Veranstaltung war mit einer Std Dauer angekündigt, dauerte aber 3 Std. Dies ist vermutlich Konzept. Es gingen immer wieder Leute in der Zeit nach Hause, wenn auch nicht viele. Diese werden sicher im Konzept als “verlorene Seelen” angesehen, zumindest sind diese definitiv nicht die Zielgruppe. Durch den Kauf von Paketen erhält man automatisch auch Platincoins, die angebliche Kryptowährung. Es wird aber Wert darauf gelegt, dass keine Platincoins verkauft werden. Es gibt kleine Computer in Form einer Zigarettenschachtel, die gekauft und angeschlossen werden können und es wird explizit gesagt, dass “man die Box dann einfach vergessen kann” Es wird Wert darauf gelegt, keinen Tauschkurs anzugeben, da vermutlich sonst die Bafin aktiv würde. Vermutung: sie werden nie an einen Exchange-Börse gehen, da es dann einen Umrechenkurs gibt -> Bafin Vermutung: Unternehmen wird Ende März 2018 von der Bildfläche verschwinden
Mit was wird geworben?
Die Produkte werden als sogenannte “Business-Pakete” oder Event-Tickets angepriesen und per Netzwerk-Marketing vertrieben. Welche Gegenleistung die horrenden Preise der Pakete und Tickets rechtfertigen wurde nicht erkennbar. So reicht die Preisspanne für ein Business-Paket von ca. 50 Euro plus ca. 30 Euro Bearbeitungsgebühr bis zu über 1000 Euro. Es ist immer wieder von Provisionen die Rede, die man erhält, wenn man weitere Interessenten vom Kauf der Pakete überzeugt. Versprochen wird, neben absurd hohen Renditen, Teil eines sozialen Netzwerks zu werden und es wird immer wieder betont, wie einfach es ist durch die Teilnahme an Platincoin nicht nur reich zu werden, sondern auch selbstbewusster, glücklicher und erfolgreicher.
Notizen
Es wird als neue Cryptowährung beworben Es wird als Community beworben (es gibt ein social network, einen crypto-messenger und Armbändchen) Alles dreht sich um eine Party in Dubai Es sollen Tickets gekauft werden, aber man soll garnicht selbst hinfahren Es ist Multi-Level-Marketing mit einer Provisionstiefe von 11 (Immer wieder widerholter Claim: 1+1=11 - wer da keinen Zusammenhang sieht….) Es gibt ein “Rangsystem” und Provision ist an deinen Rang gekoppelt der steigt, wenn man Leute anwirbt. Blue Diamond Red Diamond Black Diamond (kein Anspruch auf Vollständigkeit der Liste)
Warum finden wir das böse?
Menschen reißen sich und Andere in ein finanzielles System, das auf Ausbeutung und Betrug ausgelegt ist. Gut, dass es sich um kein Schneeballsystem handelt Warum eigentlich nicht?
Psychologische Tricks
innergroup-outergroup-Denken (wir und die) Menschen, die die Veranstaltung verlassen werden diskreditiert: “na die haben bestimmt noch einen Diskotermin” So ähnlich von Vortragende gesagt: “Wahrscheinlich werden nur 3-4 Leute, die hier sitzen daran glauben. Der Rest ist eh verloren”, “Versucht gar nicht erst die Zweifler zu erreichen. Wir wollen nicht missionieren.”
Siegerlandhalle als Veranstaltungsort
Es stellt sich die Frage, warum die Siegerlandhalle Raum für die Präsentation fragwürdiger Geschäftsmodelle bietet, die selbst den Begriff Multilevel-Marketing als Bezeichung für die Art ihres Geschäftsmodells verwenden. Bereits kurze Internetrecherchen führen zu zahlreichen kritischen Meinungen zu diesem Modell.
Woran Sie ein Schneeballsystem erkennen
(Zusammenfassung von “Woran Sie ein Schneballsystem erkennen”)
Als Eintrittsgeld muss man nur einen geringen Betrag investieren Für jeden neuen Teilnehmer lockt ein Kopfgeld. In sozialen Netzwerken, auf YouTube und auf eigenen Webseiten bezeichnen die Anbieter ihr System mit Begriffen wie “Spende”, “Altersvorsorge”, “Marketing” oder “Crowdfunding”. Zunehmend gibt es Anbieter, die ihre Opfer mit Geschäften zu Bitcoins und anderen Kryptowährungen in dubiose Investitionen locken.
Woran Sie Blockchain-Betrug (Scam-Coins) erkennen
(Zusammenfassung von “Identifying Scam Coins”)
- Technische Details werden nicht bekanntgegeben.
- “Multi-Level-Marketing” (Kundenempfehlungsprogramme)
- Der Coin is nicht Quelloffen (“Open-Source”), d.h. es seine Funktionalität kann nicht nachvollzogen werden.
Vom Sofa aus lässt sich Geld nicht einfach am Computer vermehren, indem Sie andere Menschen zum Mitmachen überreden.